Das Ungünstige an so einem Arbeitsleben in Kombination mit Freizeitaktivitäten ist ja bekanntermaßen, dass ein Blog dadurch mit seiner Dokumentation ein wenig der Realität nachhinkt. Naja oder es liegt daran, dass ich mit meinem Zeitmanagement im Moment ein wenig auf Kriegsfuß stehe.
Bei meinem Herrn uns mir ist es derzeit so, dass wir hauptsächlich am Wochenenden mehr machen als nur kuscheln und zusammen schlafen. Das liegt zum einen daran, dass ich noch immer jeden Tag einigermaßen fertig bin, wenn ich von der Arbeit nach Hause kommen, vermutlich aber viel mehr noch daran, dass wir es schlichtweg noch so gewohnt sind. Bevor ich nämlich nach Hannover zog, trennten uns mehr als 160 km. Das ist keine Weltreise, aber doch zu viel um abends noch kurz vorbeizukommen. Das habe ich genau einmal gemacht, aber da war es auch wirklich wichtig, dass wir uns an dem Tag noch sehen, denn unsere Probezeit ging vorbei. Jedenfalls sahen wir uns über ein Jahr lang nur ein- bis zweimal im Monat für jeweils ein Wochenende und nur selten einmal für eine Woche am Stück. Jedes dieser Treffen war wie ein Kurzurlaub – für meinen Herrn von seiner Arbeit, für mich von dem Ort wo ich lebte – und dieses Urlaubsgefühl hält noch immer etwas an. Jedoch war es nicht so, dass wir dann zwei Tage durchvögelten oder das Gefühl hatten, wir müssten jetzt auf Teufel komm raus spielen und dürften nur BDSM im Kopf haben. Tatsächlich war nicht zu selten quasi das genaue Gegenteil der fall, denn vor allem ich bin nicht immer in der Stimmung dafür gehauen zu werden. Mein Kopf war am Anfang häufig voll mit allem möglichen und unmöglichen, sodass viel gutes Zureden und Zuhören nötig waren um mich in der Spur zu halten. Das hatte zur Folge, dass wir auch viele “pärchenmäßige” Dinge getan haben. Wir sind viel spazieren gegangen (und tun es heute noch), lagen am Maschsee, gingen tanzen, kochten, schauten Filme und lagen manchmal auch einfach nur im Raum um und hofften auf eine leichte Briese, wenn draußen über 30 Grad waren. Doch meistens wurden beide Aspekte kombiniert. Ich fände es persönlich auch albern auf das eine oder das andere aus Prinzip zu verzichten. Das vorletzte Wochenende ist ein gutes Beispiel dafür, wo irgendwie alles zusammenkam, was so möglich war. Und davon wollte ich heute ein wenig erzählen.
Auf der Liste der Stimmungskiller stehen Eltern für gewöhnlich reicht weit oben. Mein Papa hatte früher gewissermaßen einen sechsten Sinn dafür, wenn ich mit meinem damaligen Freund Sex hatte. Er klopfte beinahe jedes Mal an meine Zimmertür und er ließ sich auch nicht am Stören hindern indem wir bei meinem Freund waren, denn dann rief er unter Garantie an und wollte “mal horchen wie’s so geht?” Super, ganz toll. An besagtem Wochenende war mein Papa bei mir zu Besuch, um noch die letzten Reste der Renovierung abzuschließen, daher ging ich davon aus, dass mein Herr und/oder ich nicht in der Stimmung zum Spielen sein würden. Geplant war: Samstag in der Wohnung werkeln, Sonntag zur infa gehen, damit Papa auch mal etwas von Hannover zu sehen bekommt, was nicht Hornbach heißt. Geschlafen habe ich allerdings bei meinem Herr, da die Wohnung schlagartig zurück ins Chaos verfiel, als wir dort wieder anfingen zu räumen. Zum Samstag gibt es zwei Wahrheiten zu verkünden: 1. eigentlich hat nur Papa in der Wohnung gearbeitet, mein Herr und ich waren nur bei IKEA und bei Hornbach und 2. ich war ja sowas von doch in der Stimmung zum Spielen und für Sex und überhaupt. Beide Wahrheiten waren an dem Tag ein wenig deprimierend, zum einen weil ich ein schlechtes Gewissen hatten, eigentlich kaum was geschafft zu haben, zum anderen, weil ich nicht den Eindruck hatte, dass mein Herr noch große Lust hat abends die Peitsche rauszuholen. Spoileralarm: hat er auch nicht. Es waren Rohrstock und Gürtel.
Wir lagen zusammen auf dem Sofa und ich klagte mein Leid darüber, dass es nun schon so spät sei und mein Herr so erschöpft wirke, dass ich nicht mal mehr darum bitten könne noch ein wenig von ihm bespielt zu werden. Darauf sagte er, ihm ginge es ganz ähnlich und auch er würde diesen Umstand bedauern. Dann schwiegen wir eine Weile und seufzten nur ab und an. Dann folgte noch ein bisschen Schweigen, bis mein Herr schließlich den Entschluss fasste: Sub, mach dich mal nackig und dann leg oben am Bett (in seiner Wohnung gibt es eine Art Zwischenebene, wo das Bett ist, welches jedoch eher eine Liegewiese mit vielen Kissen ist) Seile, Spreizstange und Schlaginstrumente bereit und dann warte noch ne Weile kniend, bis ich fertig geraucht habe. Jeder, der schonmal als Kind zu seiner Mutter gesagt hat “hach, so ein Kuchen wäre echt toll” und dessen Mutter unverhofft antwortete “dann hol mal Butter, Mehr, Eier und Zucker aus dem Schrank”, der weiß wie ich mich fühlte. Euphorisiert und glücklich, obwohl noch gar nichts passiert war.
Gewissermaßen könnte man sagen, dass diese kleine Session eine für uns ganz normale Session war, was jedoch nicht bedeutet, dass sie so verlief wie geplant. Nachdem mein Herr seine Lungen fertig malträtiert und oben noch ein bisschen was vorbereitet hatte, rief er mich zu sich in Bett, welches Dank einer Rotlichtlampe nun schön warm war. Mir wurden die Augen verbunden und er befahl mir mich auf den Rücken zu legen, um mich zu fesseln. Da ich gerade keine Lust habe das ausführlich zu beschreiben, habe ich das Ganze mal skizziert:

Ja, ja, ich weiß. Aber ich habe ja auch nie behauptet, dass ich eine große Künstlerin bin. Wichtig ist, dass ihr nun eine Vorstellung davon habt, wie ich da so lag. Der Plan war, dass die Stange von hinten gegen meinen Kopf drückt, wenn ich zu sehr zapple, um mich dadurch ruhig zu halten. Oder wenigstens ruhiger. Eine Eigenart von mir ist nämlich, dass ich unglaublich viel zapple, vor allem am Anfang während des Aufwärmens, also zu dem Zeitpunkt, wo es im Grunde noch gar nicht wirklich wehtun soll. Zu diesen Zwecke nimmt mein Herr häufig eine von diesen kleinen Peitschen mit mehreren Enden zu Hilfe, weil die Dinger selbst bei voller Kraft kaum etwas ausrichten – wenn ihr mich fragt – oder direkt einen Bambusstock. Dieses Mal begann er mit dem Stock. Das Schöne an der oben illustrierten Fesselung ist, dass Herr beinahe überall gut rankommt, was er auch nutzte. Bevor er begann fragte er mich “Lecken oder schlagen?” und selbstverständlich sagte ich “Schlagen!”. Nagut. Zunächst war mein Hintern dran, weil das immer ein guter Ort für den Anfang ist. Daran sind mein Hintern und ich gewöhnt und ein gewisses Maß an Gewohnheit ist gut. Ich mag zwar maso sein und eine Sub, aber ich habe Schiss vor “echten” Schmerzen und wie ihr noch bemerken werdet, gibt es eine ganze Palette an Triggern, die zu einem Abbruch führen können, von daher: lieber langsam anfangen, statt wie ein Berserker loszulegen. Nach einer kurzen Weile, vielleicht 10-20 Schläge pro Pobacke, fragte mein Herr mich erneut “Lecken oder schlagen?” und ich sagte wieder “Schlagen!” Ehrlich gesagt, dachte ich, dass wir – also mein Herr – beim Hintern bleiben würden, denn es war schon spät und naja, ich dachte es halt. Nicht jeder Gedanke muss begründet werden. Deswegen fing er sich aber auch ein entrüstetes “AUA!” ein, als er mich auf die Fußsohle schlug. Wie sie da so in die Luft gestreckt waren, gaben sie ein gutes Ziel ab und das unfaire dabei ist auch noch, dass ich nicht zappeln darf, weil ich sonst Gefahrlaufe, meinem Herrn mit einem gut platzierten Tritt die Nase zu brechen und das wäre nun wirklich unschön. Blut steht nämlich auf meiner Tabuliste und die Nase meines Herrn ist bereits platt genug. Mit dieser light-Version der Bastonade verbindet mich eine echte Hass-Liebe. Es tut so weh und die Vorstellung, dass Menschen durchaus in echten Foltersituationen so doll geschlagen wurden, dass Narben blieben, lässt mich erschaudern… aber die Anspannung dabei erregt mich in einem ähnlichen Maße. Ich mag das Kribbeln der Angst, den Schrecken, das zunächst bleibende Ziehen und die Erleichterung, wenn der Schmerz nachlässt. Und es macht mich an, weil beinahe unausweichlich ist, dass mein Herr mir leise befielt still zu halten. Gefesselt sein ist toll, aber nicht bindet mich mehr als die leise mitschwingende Drohung, wenn mein Herr mir gebietet mich nicht zu bewegen. Zum Glück mussten meine Füße nicht übermäßig viele Schläge aushalten und zum Glück waren diese dann auch gleichmäßig verteilt. Nachdem mein Herr erneut fragte und dieselbe Antwort erhielt waren meine Brüste an der Reihe. Diese sind mir selbst manchmal ein Rätsel. Mein Herr hatte sie leicht abgebunden und solche kleinen Saugnapfdinger angebracht. Ich muss zugeben, die habe ich irgendwann gar nicht mehr gespürt und nicht einmal mitbekommen, als sie abgefallen sind. Die Schläge hingegen habe ich bemerkt und sehr genossen. Es fühlt sich an dieser Stelle irgendwie erniedrigend an, weil Titten für mich ein Zeichen der Weiblichkeit sind und das macht mich wiederum an. Mit jeder Stelle meines Körpers verbinde ich ein etwas anderes Gefühl, weswegen ich mich auch wohl nie entscheiden könnte, wo ich am liebsten geschlagen werde. Mit der vierten – nachdem ich erneut um Schläge bat – verbinde ich Ohnmacht. Mein Bauch. Ich habe das Gefühl, dieser ist am empfindlichsten und ich verspüre unmittelbar den Wunsch aufzugeben und mich zu unterwerfen. Weit stärker als sonst irgendwo. Die letzte Stelle, bevor sich alles wiederholte, waren meine Oberschenkel. Der erste Punkt, wo ich meinen Herrn darauf aufmerksam machen musste, das nicht mehr alles im grünen Bereich war. Ich bin kein Arzt, aber irgendein Muskel schien in diesem Bereich verspannt zu sein, weswegen ich es nicht für ratsam hielt, dort viel drauf rumzuhauen. Früher konnte ich solche Dinge nicht gut artikulieren, sondern hab versucht es auszuhalten, was nicht selten dazu führte, dass meine Stimmung komplett kippe. Inzwischen kann ich das signalisieren, wenn auch immer noch nicht in einer sinnvollen Form. Das Ampelsystem wäre hierfür hervorragend geeignet, aber ich bleibe fortwährend bei “mhm-mhm” oder “grade nicht” o.ä. Ich gebe zu, das sind keine idealen Safewords, aber da ich für gewöhnlich nicht darauf stehe “Nein, bitte nicht” zu sagen während einer normalen Session, passt das. Sobald ich “Nein” sage, weiß mein Herr, dass ich genau das damit meine. Wir hatten bisher eine einzige Session wo dies nicht zutraf, aber da war vorher auch klar abgemacht, dass ich mich wehren darf und soll. Er ließ meine Oberschenkel danach jedenfalls in Ruhe und nachdem alles eine zweite Runde dran war, sagte mein Herr “so und jetzt sagst du bitte lecken, damit ich endlich meine Witz loswerden kann!” also tat ich ihm den Gefallen, nur damit er sagen konnte “Nö.” Das dieser Scherz a priori zum Scheitern verurteilt war, hätte ihm eigentlich bewusst sein müssen. Geleckt zu werden ist für mich maximal ok. Ich werde darüber sicherlich mal einen längeren Absatz verfassen, aber für den Moment sei gesagt: ob ich geleckt werde oder in China ein Sack Reis umfällt… Mit diesem ersten Teil der Session waren wir damit fertig. Die Fesselung sah indes so aus:

Nein, ich bin nicht zu doof um das gleiche Bild zweimal zu zeichnen, das sah echt so aus. Mein Herr hatte leider vergessen meine Hände und Füße miteinander zu verbinden, was seinen Plan mit der Stange ad absurdum führte und außerdem habe ich so viel gestrampelt, dass sich am Ende alles in Wohlgefallen aufgelöst hatte und ich mehr oder minder entspannt und ausgestreckt da lag. Nachdem ich zunächst befreit war, sollte ich mich auf den Bauch legen. Mein Herr wollte noch etwas meinen Hintern hauen und ich wollte das auch. Mein Schmerzempfindung ist nicht immer gleich, aber an diesem Abend war es so gestaltet, dass ich wohl recht viel ausgehalten hätte und vor allem gut im Subspace verweilen konnte. Leider lag ich mit dem Gesicht auf einem Kissen, was mein Herr nicht sofort bemerkte und ich beinahe zu spät beheben konnte. Ich habe Angst davor, wenn mein Gesicht in ein Kissen gedrückt wird. Wir mussten an dieser Stelle unterbrechen, damit ich mich beruhigen konnte. Das klappt nicht immer und ging dieses Mal auch nicht, ohne dass ich losgebunden wurde. Aber das Wichtige ist: ich habe es überwunden, so weit sogar, dass wir weitermachen konnten. Es gibt bei Sessions nicht nur Schwarz und Weiß, ganz oder gar nicht. Manchmal muss man einen Mittelweg finden, eine Pause machen, damit das Ende nochmal schön wird. Und das wurde es. Und lustig obendrein. Ich habe eben bereits erwähnt, das mein Schmerzempfinden dem eines Masos würdig war, weswegen der Rohrstock mir irgendwann nur noch ein wohliges Brummen und Seufzen entlocken konnte. Glücklicherweise, so dachte ich, hat mein Herr noch so einen fiesen Plastikstab in Petto. Es ging 2:0 für meinen Arsch aus. Erst brach die eine Seite, dann splitterte die andere. Ein großes Ärgernis. Immerhin durfte ich daraufhin den Gürtel meines Herrn holen. Ich liebe den Gürtel. Ich liebe den Geruch, die Haptik, das Geräusch wenn er durch die Luft zischt und auf dem Fleisch auftrifft. Ich liebe den breiten Schmerz und das Gefühl der Züchtigung, welches er vermittelt. Hach. Zum Abschluss des Abends sollte ich von 100 die Schläge rückwärts mitzählen. Mitzählen hat immer etwas fieses. Es führt einem vor Augen wie viel man noch aushalten muss und 100 klingt zunächst wirklich hart. Zumal nur die “echte” Schläge gezählt werden durften. Diese Anweisung führte dazu, dass ich um die Schläge 50-40 herum nicht sicher war, ob ich die Schläge nun mitzählen soll oder nicht. Sie waren allesamt zwar kräftig, aber nicht wirklich schmerzhaft. Diese Überlegung wiederum führte dazu, dass ich kichern musste und dachte, für wen das mitzählen nun eigentlich gedacht ist; damit ich weiß wie viel ich noch aushalten muss oder nicht eher damit mein Herr weiß, wann er endlich fertig ist. Ich gebe zu, dieser Gedanke ist unangemessen und ich habe zu Recht Ärger bekommen und musste nochmal bei 60 anfangen. Aber ganz ehrlich: mein Herr hat es danach selbst eingesehen, dass es komisch war und er war deutlich doller fertig als ich.
Wir fassen also zusammen: diese Session verlief nicht nach Plan. Die Fesselung war nicht ganz ausgereift, es gab zwischendurch beinahe einen Abbruch und am Ende gabs was zum Kichern. Trotzdem war sie sehr schön, sie war lustvoll, voller Kribbeln und befriedigend. Sie hat mich persönlich vorangebracht, auch wenn ihr das noch gar nicht wirklich verstehen könnt. Das Leben ist kein Porno und ich für meinen Teil finde das gut so.