Oh du Fröhliche

Weihnachten ist nun endlich rum und etwas Ruhe kehrt wieder ein, denn wie jedes Jahr und wie vermutlich fast jeder von euch hatte ich in den letzten Wochen einiges an Vorbereitungsstress. Geschenke wollten erdacht und besorgt und Plätzchen gebacken werden. Nebenbei noch der Alltag und Weihnachtsmarktgänge. Furchtbar diese Dezember.

Doch was schenkt man eigentlich seinem Herrn zu Weihnachten? Und kann man als Sub überhaupt ein Geschenk erwarten? Die Fragen klingen zwar etwas naiv, aber sie haben mich letztes Jahr arg beschäftigt. Muss es was mit BDSM zu tun habe? Wie “groß”, im Sinne von aufwendig und/oder teuer, darf es sein? Ist es vielleicht sogar Pflicht für die Sub etwas für Ihren Herrn zu haben und für den Herrn nicht? … Irgendwann hatte ich dann für den Meinen die tolle Idee selbst ein Hörbuch aufzunehmen. Er mag Hörbücher sehr gerne und ich mag selbstgemachte Geschenke. Da ich nun eine Perfektionistin bin, kam es nicht in Frage dieses zu Hause mit dem PC-Mikro aufzunehmen. Stattdessen fuhr in zu Bekannten, die ein Tonstudio ihr Eigenen nennen. Gemeinsam mit meinem Onkel saß ich 2 1/2 Tage – insgesamt etwa 30 Stunden – lang daran, bis alles aufgenommen und bearbeitet war, sodass es am Ende wirklich wie ein echtes Hörbuch klang. Es handelte sich also nicht unbedingt um ein unaufwendiges Geschenk und ich hatte wirklich etwas Bammel, dass es a) zu kitschig oder b) ganz grundsätzlich unangemessen ist, weil ist so bei Subs. Was wusste denn ich schon. Erst als mein Herr seinerseits andeutete, dass ich etwas bekommen würde, beruhigte ich mich etwas und hatte nur noch a) zu befürchten. Allerdings begann ich dann sofort darüber nachzudenken, was ein Dom wohl seiner Sub schenken würde, wenn doch zur Bescherung dessen Mutter zugegen sein wird. Ja, wir haben bei meiner Schwiegermutter in Spe Weihnachten verbracht. Machen wir dieses Jahr übrigens auch, nur dass wir uns auch noch den zusätzlichen Stress antun und Abends am 25. weiter zu seiner Schwiegermutter in Spe fahren. Es stellte sich nämlich heraus, dass sich die beiden Teile einer D/s-Beziehung ganz normale Dinge schenken können, so ganz ohne BDSM-Bezug. Und dass ein Hörbuch selber aufnehmen eine ganz wunderbare Idee und gar nicht kitschig ist. Zum Geburtstag war es übrigens ähnlich, also was die Vorüberlegungen anging.

Ich wusste nun also, dass Geschenke ganz grundsätzlich in Ordnung sind, aber weil ich nicht ich wäre, wenn ich nicht trotzdem irgendetwas finden würde, worüber es zu grübeln möglich ist, habe ich mir dieses Jahr Gedanken darüber gemacht, ob denn etwas mit BDSM-Bezug ok wäre,wo es doch im Jahr zuvor nur ohne gab. Die Überlegung dahinter ist folgende: Wenn ich als Sub meinem Herrn beispielsweise eine neue Gerte schenken würde, käme das dann nicht einer Aufforderung “hau mich häufiger!” gleich? Oder wenn ich ihm neue (schicke, wundervolle, enganliegende, schwarze) Handschuhe schenken würde, was ja durchaus ein normales Geschenk darstellen könnte, wäre das nicht eher eine Art von Selbstbefriedigung (so als Handschuhliebhaberin)? Oder, oder, oder. Irgendwie fühlt sich das komisch an. Und dabei sind beim Auspacken anwesende Mütter noch gar nicht in die Überlegung einbezogen.

Wie ihr euch vielleicht denken könnt, habe ich mich also gegen eine neue Peitsche entschieden. Stattdessen ist es wieder etwas Selbstgemachtes geworden. Etwas Praktisches und super Aufwendiges. Ich habe mich dafür sogar in seiner Wohnung schleichen (wofür ich mich noch vor der Bescherung am 24. und danach auch noch einmal entschuldigt habe!) und ihm mit findigen Ausreden einen Zweitschlüssel für seine Wohnung abgequatschen müssen. Der Plan war nämlich einen neuen Bezug für das Sofa des Herrn zu nähen. Dafür wollte ich einfach mal, wenn ich bei ihm ein Wochenende verbringe, die Zeit die er zum Duschen braucht nutzen, um das Ding zu vermessen. So weit so gut. Die Sache hatte nur einen Haken: der Herr fühlt sich zu wohl in meiner Wohnung und hat einfach jedes verdammte Mal, wenn ich fragte, ob wir das Wochenende zusammen verbringen wollen gesagt “jup, ich komm zu dir”. Egal was ich versuchte, er ließ sich nicht dazu bewegen, dass wir zu ihm gingen und ich konnte schlecht so hartnäckig bleiben, wie ich gern gewollt hätte. Am Ende bin ich dafür an einem Sonntag in aller Frühe aus dem Haus geschlichen, habe das Sofa vermessen und auf dem Rückweg Alibi-Brötchen von dem Bäcker bei ihm gegenüber mitgebracht. So eine Grütze. Aber egal, es hat sich gelohnt und die Überraschung war perfekt. 🙂

Ich hoffe ihr habtalle ein schönes Weihnachtsfest im Kreise eurer Liebsten verbracht, ob nun mit Gans und Rotkohl oder Kartoffelsalat und Würstchen, Hauptsache alle waren beisammen und kein Baum is abgebrannt.

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